Der Reeder Wichmann, Hamburg, präsentierte die Ramelsloher erstmals 1874 unter ihrem heutigen Namen. Die Tiere stammten aus Bauerndörfern entlang der Unterelbe, wurden von Wichmann im Zuchtziel vereinheitlicht und nach dem Dorf Ramelsloh bei Harburg benannt. Oft liest man, Mönche des Klosters Ramelsloh hätten die Rasse erzüchtet und verbreitet, dies ist aber eher unwahrscheinlich, weil die Gegend um Ramelsloh bereits 1529 evangelisch geworden ist und das Kloster kurz danach aufgehoben wurde. Plausibler ist, dass die Vorfahren der Ramelsloher sich als örtliche Variante des deutschen Landhuhns entwickelt haben, welche – anders als verwandte Rassen – schon früh das Sprenkelmuster zugunsten einer einheitlichen Farbe verloren hat.
Die neue Rasse nahm am allgemeinen Aufschwung der Geflügelzucht während der Kaiserzeit teil und wurde immer beliebter. Um 1890 hatte sich der heutige Typ herausgebildet, lediglich bei der Kammgröße und der Farbe der Ohrscheiben dauerte es noch einige Jahre bis zur einheitlichen Musterbeschreibung.
1893 besuchte eine Delegation von Geflügelzüchtern Ramelsloh, um dort den ursprünglichen Rassetyp kennenzulernen – und fand keine reinrassigen Tiere mehr. Ursache hierfür war die Intensivierung der sogenannten „Stubenkükenzucht“. Schon im Winter wurden in den Wohnstuben der Kleinbauern Glucken gesetzt und die Küken in Körben am warmen Ofen aufgezogen und gemästet, um dann im zeitigen Frühjahr den Hamburger Markt mit Fleisch zu versorgen. Die Einkreuzung von schweren asiatischen Hühnerrassen (vor allem Cochin) zur Verbesserung der Brutlust und des Fleischansatzes veränderte den Typ des schlanken Landhuhns erheblich, es entstanden neue Rassen wie das Winsener oder das Stuhrer Masthuhn. Zwar verschwanden die Ramelsloher so aus ihrer engeren Heimat, setzten sich aber deutschlandweit als Legehühner durch. Die frühe Einkreuzung von Andalusiern (und vielleicht auch Minorka) hatte die Rasse äußerlich von ihren Verwandten etwas entfernt und den Mittelmeerrassen ähnlicher gemacht.
Der gelbe Farbschlag taucht bereits 1878 erstmals im Schrifttum auf, er ist wahrscheinlich ebenso uralt wie die Weißen. Dies wäre schon deshalb schlüssig, weil weiß und gelb (bzw. silber und gold) bei fast allen nordwesteuropäischen Rassen die „klassischen“ Farben sind. Bungartz erwähnte allerdings schon wenig später, die Gelben seien seltener und auch von schlechterer Qualität als die Weißen.